Seit die Stadt Konstanz Anfang des Jahres den „Klimanotstand“ (was für ein beklopptes Wort!) ausgerufen hat, dauerte es nicht lange und das Konstanzer Seenachtsfest als Klimasünder auserkoren. Wie es 2020 mit dem Seenachtsfest weitergeht, werden wir sehen. Und auch was die wirklichen Gründe für das Ende (oder auch nicht Ende) des Seenachtsfests waren, wird irgendwann wohl herauskommen. Darum soll es aber auch heute nicht gehen. Ich möchte ein bisschen was über die Geschichte des Seenachtsfest erzählen.
Das erste Seenachtsfest – ein Geschenk für König Maximilian
Im 16. Jahrhundert hielt König Maximilian von Habsburg (ab 1508 Kaiser) in Konstanz einen Reichstag ab. Das Wort „Reichstag“ suggeriert eine Tagesveranstaltung, ist aber quasi eine Tagung von mehrtägiger Dauer – auch dauerte ein Reichstag mal mehrere Monate. 1507 fand einer dieser Reichstage also in Konstanz statt und der König kam ca. 2 Monate nach dem offiziellen Beginn unter großem Pomp in der Stadt am See an.
Die Stadt Konstanz wollte für die anwesenden hohen Herrschaften eine ganz besondere Attraktion zum Abschluss dieses Reichstages bieten. Es sollte ein Ereignis sein, das nachhaltigen Eindruck hinterließ, sodass man die Stadt und den Aufenthalt in guter Erinnerung behalten würde. Man dachte sich ein „Lustfeuerwerk“ aus, das den Besuchern etwas höchst Sehenswertes bieten sollte.
Drei Fässer, zwei aus Tannen- eins aus Eichenholz, wurden mit jeweils 350 Löchern versehen. In jedes Loch steckte man ein kleines mit Pulver gefülltes „büxlein“. Die Fässer füllte man komplett mit Hobelspänen. Indem man die Fässer aufrecht auf ein Schiff stellte, versuchte man die Brandgefahr zu minimieren. Dieses Schiff verankerte man in der Konstanzer Bucht. Und als es dann – gegen 22 Uhr – dunkel geworden war, setzte man die Hobelspäne in den Fässern in Brand. Mit lauten Knallgeräuschen zündeten nach und nach die Pulverladungen und malten feurige Leuchtspuren in den Nachthimmel. Als musikalische Untermalung begleiteten die Paukenschläger und Trompeter des Königs die Darstellung.
Ähnliche Feuerwerke wiederholte man in den folgenden Jahrhunderten zu besonderen Anlässen. Zum Beispiel ließ der Abt des Klosters Petershausen im 18. Jahrhundert ein Feuerwerk für seinen Kollegen aus St. Gallen zünden.
Das Seenachtsfest ab dem 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert kommt am Bodensee der Tourismus auf und man wollte den Gästen natürlich einiges bieten. Auch solche Wasserfeuerwerke gehörten zur Unterhaltung von Gästen und Einheimischen. Anfangs nannte man die Veranstaltung einfach „Beleuchtungsabende“: ein Bootscorso und eine Beleuchtung mit bengalischem Feuer. Man kann die Begeisterung der Leute in alten Zeitungsartikeln nachlesen.
Das Seenachtsfest heute
Das große Seenachtsfest, das die meisten kennen, ist eins der größten Seefeuerwerke in Europa. Gemeinsam mit Kreuzlingen findet es seit 1949 im August (bisher immer der 2. Samstag im August) statt. Dieses Seenachtsfest war eine Folge des erstarkten Tourismus am See nach dem Zweiten Weltkrieg. Seenachtsfeste gab es an verschiedenen Orten am Bodensee, und in verschiedenen Größen. Die Städte und Gemeinden sprachen sich ab, damit nicht mehrere Feste am selben Tag stattfanden. Das Konstanzer-Kreuzlinger Seenachtsfest wird in Eigenregie erarbeitet und veranstaltet, aber sowohl beim Feuerwerk als auch beim Rahmenprogramm stimmen sich die Städte ab.
In den 1980er Jahren wurde das Konstanzer seenachtsfest für einige Zeit unterbrochen, nachdem es eine Rocker-Massenschlägerei gegeben hatte. Kreuzlingen machte erstmal allein weiter. Seit 1987 veranstaltet man wieder gemeinsam das Seenachtsfest.
In den 1990er Jahren gab es übrigens schonmal Überlegungen zum Umweltschutz: Es musste Pfandgeschirr verwendet werden und das Flugprogramm im Rahmenprogramm musste leiser werden.
Quellen:
Blechner, Gernot: Vor 500 Jahren – das erste Konstanzer Seenachtsfest – damals wie heute ein großes Spektakel, in: Das Delphinbuch – Konstanzer Beiträge Geschichte und Gegenwart 8 (Neue Folge)
Fendel, Eduard: Zauber einer Sommernacht, in: Konstanzer Almanach für Stadt und Landschaft XIX (1973)
Schlegel, Berthold: Feuerzauber in seiner schönsten Form – Das Seenachtsfest in Konstanz und Kreuzlingen, in: Schönes Schwaben 8 (1992), 14-17
Schlegel, Berthold: Seenachtsfeste und was dahintersteckt – eine Plauderei über sommerliche Bodensee-Attraktionen, in: Bodensee Hefte-Zeitschrift für Geschichte, Kunst und Literatur/Monatsschrift der Landschaft um den Bodensee 6 (Juni 1963), 206-08