Das Kunstwerk
Mit weit ausgebreiteten Armen steht das Fischweib da und präsentiert seine Ware. Ein derbes Kleid und ein Kopftuch orientieren sich an den Abbildungen z. B. aus der Richental-Chronik, die wir von den mittelalterlichen Fischersfrauen haben. In ihrer linken Hand hält sie einen großen Fisch in die Höhe, zu ihren Füßen sind weitere Fische zu sehen. Der Hintergrund ist durch die Abnahme extrem reduziert und zeigt einfach nur eine glatte Fläche. Vor dem Abriss des Gebäudes wurde das Relief aufwändig aus der Fassade geborgen. Zu diesem Zeitpunkt waren sowohl die Fassade als auch das Fischweib stark mit Farbe beschmiert und mit Plakaten verdeckt. Es war damals geplant das Halbrelief nach der Neugestaltung des Fischmarktareals an der Fassade des neuen Hauses anzubringen, doch dafür wurde kein Platz an der Fassade als passend angesehen. So wurde das Fischweib für einige Jahre im städtischen Bauhof eingelagert. Seit 1995 gab es Bemühungen das Fischweib von dort wieder in den Innenstadtbereich an den Fischmarkt oder zumindest in die Nähe zu holen. Erst 2003 fand das Fischweib einen neuen Platz in der Nähe des Originalstandorts. Seit diesem Jahr steht es neben dem Alten Rathaus direkt am Bahnübergang beim Konzil. Allerdings gibt es aus verschiedenen Gründen Unmut über diesen Standort. Vor dem Fischweib ist im Sommer ein Abstellplatz für Motorroller und ähnliches, sodass man gar nicht an das Relief hinkommt. Außerdem steht es doch ein wenig abseits und wird dort kaum beachtet. Immer wieder wird über eine Versetzung an den Fischmarkt gesprochen, doch bisher ist kein geeigneter Standort gefunden.
Da das Fischweib ursprünglich als Bauplastik geschaffen wurde, ist die unbearbeitete Rückseite nicht wirklich ansehnlich, weshalb eine freistehende Aufstellung nicht geeignet ist. Auch dies muss bei einem neuen Standort beachtet werden.
Der Künstler
Werner Gürtner wurde 1907 in Speyer geboren und kam als Kind mit seinen Eltern an den Bodensee, wo sich die Familie in Überlingen niederließ. Dort absolvierte er eine Lehre als Holzbildhauer, später studierte er in München an der Akademie für angewandte Kunst und ließ sich danach wieder in Überlingen nieder. Dort arbeitete er überwiegend als Bronzebildhauer. Eines der häufigsten Motive in seiner Arbeit ist das Pferd, vielleicht kennst du das sogenannte „Holbeinpferdle“ in Freiburg im Breisgau (Stadtteil Wiehre, Holbeinstraße/ Hans-Thoma-Str.), das auch von ihm ist. Es wird regelmäßig von Unbekannten umgestaltet und heißt eigentlich „Stehendes Fohlen aus Betonguss“. Seine Werke sind in der Region, vor allem im Bodenseegebiet zu finden, vor allem auf zentralen Plätzen und Brunnen.
1991 verstarb er in Überlingen, bleibt aber durch seine zahlreichen Werke unvergesslich.
Standort
Wenn du heute wissen willst wo das Fischweib sich versteckt, musst du etwas suchen – vor allem im Sommer. Denn im Sommer ist es meist hinter Motorrollern und Motorrädern kaum zu sehen. Heute kannst du das Fischweib am Bahnübergang beim Konzilsgebäude finden, auf der Seite des Alten Konstanzer Rathauses, in dem die Philharmonie sitzt. Dort steht es, versteckt und fast überwuchert, direkt am Bahnzaun. Meistens geht man ungeachtet daran vorbei, oder sieht es eben kaum, weil dort im Sommer viele Motorräder abgestellt sind.
Ursprünglich gehörte das Fischweib an die Fassade des alten Fernmeldeamtes am Fischmarkt. Nachdem das Fernmeldeamt in den Stadtteil Petershausen umgezogen ist, steht hier heute ein neues Haus, in dem sich Wohnungen, Geschäfte und Restaurants befinden. Davor steht der sogenannte Trichterbrunnen. Wie der Name „Fischmarkt“ sagt, war in der heutigen Zollernstraße und dem Fischmarkt der mittelalterliche Fischmarkt. In den ursprünglichen Arkaden, die heute häufig verbaut sind und so Platz für Geschäfte bietet, standen die Verkaufsstände. In den Arkaden war es immer ein wenig kühler, was wichtig war, da es ja keine Kühlungsmöglichkeiten wie heute gab. Die Fischerszunft war eine der größten und wichtigsten Zünfte in den Städten rund um den Bodensee. So erinnert das Fischweib auch an diese Zunft, die Fischverkäufer und die alte Funktion dieser Straßen.
Literatur:
Scheffczyk, Marie-Theres: Werner Gürtner, Überlingen 2008
Scheffczyk, Marie-Theres: Werner Gürtner, Bildhauer – Betrachtungen über Künstler und Werk, Konstanz 1987
Kulturamt Konstanz (Hg.): Kunst im öffentlichen Raum, Konstanz 2016