Ausstellung „It´s only Haushalt“ – online oder im Stadtraum Konstanz oder bei dir zuhause
Ich muss euch ein Geständnis machen: Wenn ich richtig viel Geld hätte, würde ich eine Haushälterin bezahlen. Und ich würde sie richtig gut bezahlen, denn Hausarbeit ist ein Übel, das meine Zeit verschwendet. Ich hasse putzen, kochen, waschen, Müll trennen und rausbringen und was sonst noch so im Haushalt anfällt. Nur backen, das liebe ich und würde ich selbst machen. Dabei kann ich entspannen, backen ist mein Yoga.
Abspülen, saugen, Bad putzen, Wäsche waschen… das kostet alles so viel Zeit… Was man alles mit dieser Zeit anfangen könnte… Vom Haus am Fjord träumen oder neue Projekte entwickeln, spazierengehen, fotografieren, malen, lesen oder Kuchen backen.
Mit der Ausstellung „it´s only Haushalt“ gehen vier Künstlerinnen aus Konstanz und Kreuzlingen dem Thema „Haushalt“ auf den Grund. Sie nutzen das Thema, um es kreativ anzugehen, ihre Ideen in Plakaten umzusetzen und so auch darauf aufmerksam zu machen, dass Care-Arbeit (klingt irgendwie cooler wie „HegenundpflegenimHaushalt“) meistens Frauensache ist. Auch heute noch. Egal wie aufgeklärt und vermeintlich gleichberechtigt wir sind, hängt der Haushalt doch meistens an den Frauen. Die Künstlerinnen gehen der Frage nach, ob im alltäglichen Haushalt auch Schönes zu entdecken ist und vielleicht dort eine Quelle der Kreativität liegen kann.
(Haus-)Frauen von Veronika Fischer
Mit Pfiff, Witz und einem Augenzwinkern werden in diesem Kunstprojekt kunsthistorisch bekannte Werke umgedeutet und die einst so ätherisch-überhöhten Frauen wie Maria, Frida Kahlo oder Venus plötzlich zu „Hausfrauen“. Denn sind wir mal ehrlich, auch die werden ihre Art von Haushalt gehabt haben. Nehmen wir Venus – römische Göttin der Liebe-, verheiratet mit Vulcanus, Gott des Feuers und der Schmiedekunst. Was glaubt ihr was so ne Werkstatt für Dreck macht? Und dann hatte sie ja noch mindestens zwei Söhne, Amor und Aeneas (Vulcanus weder der Vater vom einen noch vom anderen – Patchwork auf Römisch). Das Gemälde „Venus im Bade“ von Sandro Botticelli ist eins der bekanntesten Renaissance-Gemälde und Venus ist hier als wunderschöner, aber auch etwas distanzierter Nackedei gezeigt, die gerade aus einer Muschel steigt. In der Version von Veronika Fischer steht sie frech in einer pinken Badewanne und hat was von einer Barbiepuppe.
Mein Lieblingsbild ist die Variation eines Bildes von Pop-Art-Ikone Roy Lichtenstein, in dem die Protagonistin sich endlich durchringt Klartext zu sprechen.
Zu allen Neuinterpretationen gibt es Texte von Veronika Fischer
Kitchen Planets von Mitza Kitchenaut
Die Künstlerin findet in den vergessenen Teeresten in einer Tasse neue Welten, sieht einen Planeten erstehen in den Resten, die auf einem Pizzastein festgebacken sind oder einen silbernen Mond auf einem Backblech. Die Kamera ist gezückt und schon ist aus dem Missgeschick Kunst entstanden. Es lohnt sich ganz genau hinzusehen. Vielleicht entdecken wir ja noch ganz anderes?
Mottes Comics von Frollein Motte
„Muttitasking 2.0“ nennt die Künstlerin Frollein Motte ihren Umgang mit dem Alltagschaos zwischen Mamasein und Künstlerinnensein. Da ich selbst keine Kinder habe, kann ich das nur am Rande nachempfinden, muss bei ihren Zeichnungen aber doch häufig schmunzeln. Denn auch ohne eigene Kinder ist man ja häufig zwischen zwei Welten gefangen, bei der einen sind es Familie-Job, bei anderen Partnerschaft-Job oder Job-Job oder sonst was. Daher finde ich den sehr kreativen und mit Augenzwinkern versehenen Umgang mit dem Alltag sehr zum schmunzeln.
Wisch und Weg von Anna Appadoo
Die Künstlerin erschafft aus Alltagsgegenständen wie Teebeuteln oder Spüllappen neue Kunstwerke, die ein bisschen an Talismane oder ähnliches erinnern. Versehen werden diese mit Texten von Veronika Fischer und schon hat man ein Gesamtkunstwerk zum Reinträumen, Nachdenken und Neudenken. Auf zum Strand!
Die Ausstellung „It´s only Haushalt“ wird im Stadtraum Konstanz zu sehen sein. Noch suchen die Künstlerinnen „Ausstellungsfläche“ – wer also ein Wändchen frei hat, z.B. in einer Bank, einer Arztpraxis oder eine Bushaltestelle, kann sich an Veronika Fischer wenden. Zusätzlich zum Stadtraum gibt es die Arbeiten auf folgender Internetseite zu sehen:
Ihr könnt die Plakate auch für euch privat im Shop auf der Homepage erwerben. Auch dazu an Veronika eine E-Mail schreiben und den Titel des Plakats nicht vergessen zu nennen.
Und vielleicht gehen wir alle dann nochmal mit anderen Augen an die Hausarbeit ran und versuchen die Schönheit, oder zumindest das kreative Potenzial, zu entdecken. Ich werde das zumindest versuchen – die Hoffnung stirbt ja zuletzt 😉 Und sonst werde ich einfach versuchen den Haushalt schneller hinzukriegen, um mehr Zeit für die wirklich wichtigen Projekte zu haben. Backen zum Beispiel…
Ihr könnt Teil der Ausstellung sein, ist das nicht cool?!