Was ist eigentlich ein Weihnachtsbild?
Textstelle aus der Bibel
„ In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum erstenmal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazareth in Galiläa hinauf in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“ (Lk, 2,1-7)
Auf dieser Textstelle aus dem Lukas-Evangelium sowie weiteren apokryphen Texten basieren die Darstellungen der Geburt Christi in der Kunst. Diese Szene ist das Hauptstück des Weihnachtszyklus. Die Bilder halten sich mehr oder weniger an die literarische Vorgabe und ergänzen die Szenerie gerne phantasievoll. Im Laufe der Zeit wechseln die Motive immer wieder.
Je nachdem, ob die Bilder aus dem westlichen oder byzantinischen Bereich stammen, ergeben sich ebenfalls noch Unterschiede in der Darstellung.
Antike
In der Frühzeit, also so im 4. und 5. Jahrhundert, scheint es in der westlichen Kunst noch keine feste Form der Teilnehmenden zu geben. In den Beispielen des 4. Jahrhunderts dienen Sarkophage als Bildträger, bei denen das Kind gewickelt in einem Trog oder Korb, der manchmal auf einem Gestell steht, liegt. Ochs und Esel stehen meistens daneben. Hinzukommen können die Heiligen Drei Könige oder Joseph. Maria kann auch mal fehlen, oder sitzt etwas unbeteiligt daneben, die innige Mutter-Kind-Beziehung wird erst ab dem 13. Jahrhundert darstellungswürdig. Der Ort wird meist durch eine Architektur als Stall oder Ruine angezeigt.
Im byzantinischen Bereich wird das Jesuskind ab dem 6. Jahrhundert in einer Krippe dargestellt, die nicht in einem Stall steht, sondern in einer Höhle. Im Vordergrund liegt Maria meistens, sie kann aber auch neben dem Kind sitzen. Engel und Hirten treten verehrend hinzu, Josef sitzt sinnend an der Seite. Auch können Szenen simultan auftreten, bei denen das Kind gebadet wird.
Die byzantinischen Motive beeinflussen ab dem 14. Jahrhundert auch die westlichen Künstler.
In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts kommt im Westen ein neuer Typus auf, bei dem das Kind auf dem Boden liegt, meist umgeben von einem Strahlenkranz. Vor ihm kniet Maria, die auch von anderen Personen begleitet werden kann. Joseph steht bewachend daneben und beide beten das Kind an. Der Ort des Geschehens ist eine Hütte oder ein Stall in verfallenem Zustand oder auch in einer offenen Landschaft ohne Architektur.
In der Nähe der Szene oder auch im Hintergrund sind die Hirten mit ihren Tieren zu sehen, denen die Geburt des Kindes verkündet wird. Wenn sich die Hirten im Hintergrund befinden, dann ist es eine Simultandarstellung, das bedeutet, dass zwei Szenen gleichzeitig auf dem Bild zu sehen sind, die eigentlich nicht gleichzeitig passieren.
Darstellung der Heiligen Nacht – ein Nachtstück
Einige Künstler beginnen die gesamte Szenerie in der Nacht darzustellen. Dadurch soll das Geheimnisvolle des Vorgangs der Geburt gesteigert werden. Außerdem haben die Maler die Möglichkeit Lichtwirkungen zu zeigen, und so noch zusätzlich ihr Können als Licht-Schatten-Maler zeigen. Vor allem unter dem Einfluss der Visionen der Heiligen Birgitta von Schweden wurde das Jesuskind zum Lichtspender. In extremen Beispielen ist das Jesuskind die einzige Lichtquell auf dem Bild.
Ab dem 16. Jahrhundert eröffnet sich eine ganz neue, dreidimensionale Möglichkeit die Szene der Geburt darzustellen: die Weihnachtskrippe kommt auf. Auch diese kann phantasievoll ausgestaltet sein und mit viel Personal die Geschichte der heiligen Nacht zeigen.
Kurz gesagt ist also ein Weihnachtsbild die Darstellung der Geburt Christi in der ganz individuellen Ausstattung, die sich Künstler und Auftraggeber ausgedacht haben.
Frohe Weihnachten!