Titel: Anfall und Ente; Spielort: Werkstatt; Dauer: ca. 50 min; Autorin: Sigrid Behrens; Schauspieler: Jana Alexia Rödiger, Sebastian Haase; Regie: Ingo Putz; Ausstattung/Bühne: Marie Labsch; Kostüme: Marie Labsch; Dramaturgie: Philipp Teich, Daniel Grünauer; Musik: James Douglas; Regieassistenz: Miriam Dold
Aufgeregte Kinder stiefeln die vielen Stufen bis zur Werkstattbühne hoch und schnattern unaufhörlich. Man merkt wie neugierig sie sind und wie sehr sie sich auf die Vorstellung freuen. Auf der Werkstattbühne ist eine Art Schrottplatz aufgebaut, wo Anfall schon fleißig am Basteln ist und immer wieder hin- und herflitzt. Die Kinder setzen sich neugierig in die ersten Reihen und sind sofort in die Geschichte eingetaucht, obwohl noch gar nicht viel passiert. Als dann auch Ente dazukommt, ist allen klar: jetzt geht´s los. Ente ist eine gemütliche Figur, die gerne auf der Teichwiese sitzt und träumt. Mit dabei ist ihr Kuscheltier „Hundi“. Anfall wundert sich darüber, weil Ente doch Angst vor Hunden hat. Na klar, aber doch nicht vor Hundi! Was für ne Frage! Den großen und kleinen Zuschauern ist das natürlich klar, auch wenn Anfall sich noch wundert. Im Gegensatz zu Ente fallen dem quirligen Anfall andauern neue Sachen ein und er philosophiert über Leben und Tod, das Weltall und erzählt von seinen Freunden. Als Hundi plötzlich verschwunden ist, machen die beiden sich auf eine abenteuerliche Reise, denn vielleicht wissen Anfalls Freunde Kissenschlacht, Pfannkuchen und der Pinguin am Nordpol und das Trüddelschmopf Abhilfe. Auch wenn Ente ein bisschen Angst hat vor der Reise, spürt sie, dass sie sich aufmachen muss um Hundi wiederzufinden. Am Ende kehren sie zurück zur Teichwiese und Anfall entdeckt eine Nachricht von Hundi. Er wünscht Ente viel Glück.
Das Stück „Anfall und Ente“ ist eine zauberhafte Reise zu phantastischen Freunden und den philosophischen Fragen nach Leben und Tod, Freundschaft und Glück, dem Helfen und der Wichtigkeit von Phantasie. Am Ende habe ich ein Tränchen verdrückt, weil es wirklich rührend ist, obwohl ich gewarnt wurde, ich solle nicht heulen beim Ende…
Das Bühnenbild und die Kostüme passen ganz wunderbar in diese kleine, zauberhafte Welt. Die beiden Schauspieler erschaffen mit wenigen Requisiten wundervolle, überzeugende Charaktere und neue Welten, sodass der Zuschauer (altersunabhängig) völlig in den Weiten des Stücks versinkt und sich verzaubern lässt. So ist man dann auch völlig überrascht, wenn das Stück zu Ende ist und ist sich nicht ganz sicher, ob es das tatsächlich ist oder ob nicht vielleicht noch ein Einfall von Anfall folgt.
Teilweise wirklich komplizierte Fragen, z. B. nach dem Tod und wo man dann ist, werden in dem Stück auf eine so herznahe Weise angesprochen, dass auch die kleinsten Zuschauer folgen können. Der aufgeregte und hektische Anfall und die ruhige, zurückhaltende Ente sind zwei sich perfekt ergänzende Charaktere, sodass keiner von beiden zu sehr im Vordergrund steht. Die Gedankensprünge und Phantasien von Anfall werden durch die entspannte Ente abgemildert, die etwas ängstliche Ente immer wieder durch Anfalls Ideen aufgeweckt. Also zwei ganz wunderbare Freunde, jeder lernt vom anderen.
Das Stück ist für die 43. Mülheimer Theatertagenominiert und ich drücke dem Team wirklich die Daumen, dass sie mit „Anfall und Ente“ gewinnen.
© für alle Fotos beim Theater Konstanz, Fotograf: Björn Jansen