Heute möchte ich euch gerne eine Frau vorstellen, die ich wahnsinnig faszinierend finde: Friederike Carolin Neuber – Theaterprinzipalin, Schauspielerin, Kämpferin für ein aufklärerisches Theater. Nicht alle mochten sie, nicht alle verstanden sie. Aber für die Theatergeschichte ist sie ein wichtiger Baustein.
Vielleicht würde man sie heute Theaterinfluencerin nennen?
1. Kindheit und „Entführung“
1697 wurde „Die Neuberin“ im vogtländischen Reichenbach als Tochter des Gerichtsdirektors Daniel Weißenborn und seiner Frau Anna Rosine Wilhelmi geboren. Mutter und Tochter litten sehr unter dem tyrannischen und gewalttätigen Vater. Aufgrund seiner Karriere siedelte die Familie nach Zwickau über, wo Anna 1705 verstarb und Caroline allein bei ihrem Vater zurückblieb. Gerüchte besagen, dass er am Tod seiner Frau nicht unschuldig gewesen sein soll. Caroline hatte keine schöne Kindheit bei ihm, sie wurde von ihm geschlagen und soll von einem Peitschenhieb eine Narbe im Gesicht zurückbehalten haben. Die Gewaltätigkeiten des Vaters führten dazu, dass sie mehrmals aus ihrem Elternhaus floh, doch jedes Mal wieder zurückgebracht wurde.
Der gichtkranke Vater hatte zu seiner beruflichen Unterstützung Gottfried Zorn als Lehrling ins Haus geholt, dem er seine Tochter als Frau versprach. Als Caroline und Gottfried 1712 fliehen, lässt Weißenborn die beiden verfolgen und anklagen. Caroline sitzt daraufhin über ein Jahr in Haft.
Nach ihrer Freilassung musste sie zum Vater zurückkehren, von wo sie 1717 erneut flieht – dieses Mal mit Johann Neuber.
2. Die „Neuberin“
Die beiden schließen sich der Komödiantentruppe Christian Spiegelbergs an und so beginnt ihre Karriere als Schauspielerin und Theaterprinzipalin. Ein Jahr später heiraten Caroline und Johann im Dom zu Braunschweig und so wird sie zur „Neuberin“, also Frau Neuber. Außerdem wechseln sie von Spiegelbergs Theatertruppe zur Haak-Hofmannschen Truppe.
1727 übernimmt das Ehepaar Neuber die Prinzipalschaft der verweisten Haak-Hofmannschen Truppe und sind damit die Intendanten der Gruppe, die so zur Neuber-Truppe wird.
Sie erhalten das kursächsisch-polnische Privileg, das es ihnen erlaubt aufzutreten. Im Jahr 1732 bekommen sie auch das braunschweig-lüneburg-wolfenbüttelsche Privileg. Wie die Namen der Privilege zeigen, gibt der jeweilige Herrscher den Theatergruppen die Erlaubnis in seinem Herrschaftsbereich zu spielen. Denn die Gruppen sind frei und dürfen immer nur für eine begrenzte Zeit in den Theaterbauten oder auf den Plätzen der Orte aufhalten.
Vier Jahre später dürfen sie auch im schleswig-holsteinischen Gebiet spielen. Ab 1727 spielen sie bis 1750 jährlich in Leipzig. Als sie in Hamburg spielen, kommt der Wunsch auf die Spielerlaubnis auf 12 Jahre zu bekommen, damit sie endlich ein festes Theater hätten. Doch die Stadt Hamburg verweigert ihnen die Zusage. Also ziehen sie weiter durch die Orte und gastieren unter anderem in Braunschweig, Kiel, Hannover, Nürnberg, Freiberg, Merseburg, Lübeck, Straßburg und Metz. 1740 führt sie ein Gastspiel nach St. Petersburg, 1750 löst sich die Gruppe dann nach diversen Querelen endgültig auf. Die Neuberin versucht sich, als Schauspielerin in Wien zu etablieren, was jedoch scheitert. Sie stellt eine neue Schauspieltruppe zusammen, deren „Komödienfahrten“ beendete dann jedoch ein Jahr nach der Gründung der dritte schlesische Krieg. 1759 muss Caroline Neuber den Tod ihres Ehemanns Johann Neuber verkraften und zieht sich nach Laubegast bei Dresden zurück. Dort lebt sie verarmt bei einer Bauersfamilie. Ca. 1 Jahr nach Johann Neuber stirbt auch Caroline Neuber, vermutlich am 29. oder 30. November 1760.
Der Ort Leubegast ehrt sie 1766 mit einem Denkmal. 1852 lassen die Dresdner Hofschauspieler das Grab der Schauspielerin neu herrichten und mit einem neuen Stein verzieren. Auch eine Gedenktafel an ihrem Sterbehaus soll an sie erinnern. Außerdem wird im 19. Jahrhundert das bereits verfallene Denkmal in Leubegast restauriert.