Im Deutschen Theater in München lief das Musical „Elisabeth“, von dem ich schon viel gehört hatte und das ich gern sehen wollte. Also machten meine Mama und ich einen Tagesausflug nach München. Mit dem Fernbus von Konstanz nach München.
Nachdem wir bei „Die Schöne und das Biest“ im Rang saßen, haben wir uns dieses Mal Plätze im Balkon ausgesucht, die auch wirklich super waren. Selbst wenn jemand vor mir gesessen hätte, hätte ich nen tollen Blick auf die Bühne gehabt. Da an dem Sonntag allerdings recht wenig los war, saß niemand vor uns. Die Plätze waren so gut, dass ich sie wieder buchen werde.
Die Musiker im Orchestergraben spielten sich ein und langsam trudelten die Gäste in den Raum. Die Bühne war noch mit einer schwarzen Wand verdeckt, aus der die Büsten-Silhouette der Kaiserin Elisabeth ausgeschnitten und indirekt mit blauem Licht beleuchtet war. Leider habe ich davon kein Foto.
Und dann ging´s los. Das Musical ist so aufgebaut, dass Luigi Lucheni (Kurosch Abbasi), der Mörder der Kaiserin Elisabeth von Österreich, erklärt wie es zum Mord an der Kaiserin kam und so nebenbei ihre Lebensgeschichte erzählt.
Da unser Sissi-Bild doch häufig von den 50er-Jahren-Filmen mit Romy Schneider in der Hauptrolle geprägt ist, werden sich manche Zuschauer vielleicht über einige Begebenheit wundern. Doch hier wird versucht ein etwas wahrheitsgemäßeres Bild der Kaiserin Elisabeht (Roberta Valentini) und ihrer Ehe mit Franz Joseph (Maximilian Mann) aufzuzeigen. Aber natürlich darf man nicht vergessen, dass auch das Musical eine Geschichte erzählt.
Toll wird herausgearbeitet wie das Kaiserpaar in den Zwängen des Hofprotokolls und der Zeit gefangen ist und wie großen Einfluss die Kaisermutter auf das Leben des Paares nimmt. Elisabeth versucht ihre Freiheit durch kleine Rebellionen zu erlangen und merkt dabei nicht, dass sie ihre Kinder – allen voran den Kronprinzen – dabei vernachlässigt. Einen Vorwurf, den sie zu Anfang ihrer Ehe dem Kaiser macht. Erst viel zu spät bemerkt sie, dass sie den Kronprinz durch ihre Selbstsucht immer weiter in die Einsamkeit treibt.
Elisabeth erkennt, dass ihre Schönheit ihr Trumpf ist und kümmert sich fortan nur noch um ihren Körper und ihr Aussehen. Wie eine Getriebene reist die Kaiserin durch Europa und schadet sich durch ihre extremen Sportaktivitäten selbst. Am Ende muss das Kaiserpaar erkennen, dass ihre einstige große Liebe nicht mehr ausreicht für ein gemeinsames Leben, und dass sie wie zwei Boote auf dem Meer sind, die unterschiedliche Ziele haben.
Doch diese Ehe zwischen Elisabeth und Franz Joseph wird dauerhaft begleitet vom Tod (gespielt von Mark Seibert – Hammerstimme!), der sich – Achtung, Wortwitz! – unsterblich in die schöne, junge Elisabeth verliebt hat und immer wieder versucht sie auf seine Seite zu ziehen. Auch Elisabeth fühlt sich durchaus zum Tod hingezogen.
Meine Lieblingsszene war die Caféhaus-Szene, bei der das Ensemble als „typisch wienerische Leute“ im Caféhaus das Leben und die Gerüchte kommentiert und dabei die einzelnen Tische wie Boxautole auf dem Rummel über die Bühne flitzen und auch mal aneinanderumssen.
Das Bühnenbild besteht hauptsächlich aus einer Videoleinwand, auf der die verschiedenen Orte durch Bilder angezeigt werden. Vielleicht lag es an diesem Tag an der Technik, aber leider konnten der Kaiser und Lucheni teilweise das Orchester nicht übertönen, sodass nicht immer alles zu verstehen war. Dasselbe passierte leider auch, wenn zwei Figuren (z.B. Elisabeth und der Tod) ein Duett mit unterschiedlichem Text sangen.
Insgesamt war die Aufführung leider ein bisschen zu laut. Ein paar Dezibel leiser in der Grundlautstärke und die dramatischen Höhen wären besser angekommen. Aber das ist wirklich die einzige Kritik am Stück.
Das Musical „Elisabeth“ ist eine bittersüße Liebesdreiecksgeschichte zwischen Kaiserin Elisabeth, ihrem Mann Kaiser Franz Joseph und dem Tod. Außerdem versucht es einen anderen Blick auf die Kaiserin zu werfen als die doch recht kitschigen Sissifilme. Aber Elisabeth wird nicht nur als schöne, mutige, kluge und starke Frau gezeigt, sondern auch als neurotisch und besessen von ihrer Freiheit und Schönheit, als egoistisch und manchmal auch kaltherzig.
Bei der Verbundenheit von Tod und Elisabeth kommt der arme Franz Joseph fast ein bisschen zu kurz.
Meine Lieblingsfiguren waren, neben der grandios spielenden Roberta Valentini als Elisabeth, Mark Seibert als Tod (erinnert ein bisschen an „Rendevouz mit Joe Black“ 😉 ) und die Kaisermutter Sophie, die so wunderbar intrigant sein kann.
Die nächsten Stationen des Musicals sind:
Linz (07. 07. – 0 9. 08. 2015)
Frankfurt a. M. (16. 12. 2015 – 03. 01. 2016)
alle weiteren Infos gibt´s auf der Homepage zum Musical
alle Fotos: Deutsches Theater München, Pressedienst, © Juliane Bischoff