„Alt sein ist nichts für Angsthasen!“
Die Zeit rast und das Alter nagt an den Knochen. Wir befinden uns im Jahr 2068. Nur noch fünf SchauspielerInnen des Theaters Konstanz sind noch am Leben. Ihre Arbeitsstätte ist inzwischen ein Altersheim und die ehemalige Bühne der Gemeinschaftsraum. Jeden Morgen werden Anne Simmering, Katrin Huke, André Rohde, Thomas Fritz Jung und Ingo Biermann von Schwester Lydia dort platziert. Kaum hat sie den Raum verlassen, beginnt eine Mischung aus Tagträumen, Erinnerungen und Musik. So ganz ist nicht klar, passiert alles wirklich oder ist man Zeuge wie alternde Schauspieler und Schauspielerinnen ihren Gedanken und Erinnerungen nachhängen. Es folgt eine grandiose Show mit Gesangseinlagen (Hammerstimmen!), Situationskomik und rabenschwarzem Humor.
Eigentlich hat das Stück überhaupt keine Handlung, aber das braucht es auch nicht (wie mein Onkel mit Augenzwinkern meinte: „In dem Alter brauchste keine Handlung, Hauptsache es macht Spaß!“). Das Stück fasziniert und begeistert durch die große Spielfreude der Darstellenden, die die gesamte Spieldauer aufblitzt. So sorgen die Sechs für Spaß und gute Laune. Fast meint man, das Stück sei nur geschrieben worden, um die großartigen Stimmen zu präsentieren.
Die SchauspielerInnen geben sich große Mühe das Alter darzustellen, doch bei manchen Songs werden sie wieder richtig jung und rocken die Bühne. Für Lacher sorgte auf die „Prügelei“ zwischen Rohde und Jung, die – aufgrund der Gebrechen des Alters – quasi in Slowmotion abläuft. Am Ende begehren die Alten nochmal richtig auf, es fallen Schüsse, sie zitieren aus bekannten Theaterstücken und sie wollen eine (Kultur-)Revolution anzetteln. Für den Vorschlag das BoFo abzureißen, erntet Biermann tosenden Applaus.
Die Zwischenspiele von Schwester Lydia nehmen mit ziemlicher Ironie den Alltag in Altersheimen aufs Korn. Ihre „Arie des Todes“ singt sie wunderbar und sorgt dank des makabren Inhalts für Lacher. Auch sehr makaber ist die tragende Rolle der Asche der Herren Haase.
Die begleitenden Livemusiker sitzen mit auf der Bühne und werden immer mal wieder ins Stück eingebunden.
Auch wenn natürlich die Damen und Herren auf der Bühne die meiste Aufmerksamkeit bekommen, muss man hier ein riesiges Lob an die Maske aussprechen, der es locker gelingt die SchauspielerInnen mal eben um 50 Jahre altern zu lassen.
Mir ist das Stück vom Marketingchef des Theaters empfohlen worden und ich war sehr neugierig drauf. Jetzt gebe ich eine „Anschau-Empfehlung“. Wer ein Stück sucht, in dem man herzhaft lachen kann, in dem man sofort in die Musik hineingezogen wird, und wo man einfach zwei Stunden Spaß hat, dann muss man sich „Ewig jung“ angucken. Hilft gegen graue Wintertage!
Fotos: © Bjørn Jansen; Theater Konstanz