Hier und hier habe ich ja bereits über die Lesungen von Matthias Moors ersten beiden Büchern berichtet. Als ich in der Zeitung gelesen habe, dass er in der Zimmerbühne aus seinem neuen Buch liest, hab ich mir eine Karte gekauft. Die Zimmerbühne ist eine kleine „Wohnzimmerbühne“ in der Altstadt von Konstanz, die von Gela Homburger geführt wird. Für ca. 75 Zuhörer ist hier locker Platz und man hat so eine sehr familiäre und gemütliche Atmosphäre.
Dort las Matthias Moor ca. 45 Minuten aus seinem neuen Krimi „Geistersee“, in dem Professor Alexander Stetten einige Merkwürdigkeiten erlebt. Er bekommt einen Wachskopf zu geschickt, der ihm ähnlich sieht – Absender ist seine seit 20 Jahren verstorbene Mutter. In den sechs (wenn ich mich nicht verzählt habe) Sequenzen, die der Autor vorlas, erfuhr der Zuhörer einiges über den Ermittler Schwarz, den Archäologieprofessor Stetten, dessen Freundin Eva und deren Leben hier am See. Wie auch schon in den vorherigen Büchern spielt der See und die Landschaft eine große Rolle in der Geschichte.
Im Anschluss konnten dem Autoren Löcher in den Bauch gefragt werden. So erzählte er, dass er dank einer ¾-Stelle ca. 1 Tag in der Woche zum Schreiben habe. Leider hält sich die Inspiration nicht an Stundenpläne und so schreibt er eben auch in Freistunden. Bei der Aussage, dass er als Lehrer (sein Erstberuf) ja auch „Zeiten hat, in denen er mal Ferien hat“, hatte er die Lacher des Publikums auf seiner Seite.
Immer führt er einen Collegeblock bei sich, um sich jede noch so kleine Idee zu notieren, denn man weiß ja nie wann man sie mal für eine Geschichte braucht. Die größte Inspiration ist für ihn die Landschaft. Diese inspiriert ihn zu den Figuren, aus denen dann die Geschichten entstehen. Da er mal Psychologie studieren wollte, interessiert er sich sehr für psychische Störungen, die man in die Krimigeschichten einbinden kann.
Vorhandene Bauten wie z. B. das Schloss Gottlieben sind Ausgangspunkt für in den Geschichten auftauchende Behausungen. Er „baut“ sie aber für seine Bücher um und verlegt sie auch gerne mal an einen anderen Ort.
Woher seine Motivation zu schreiben komme, wollte eine Zuhörerin wissen. Wie bei vielen Autoren kam der Wunsch zu schreiben schon früh auf. Bereits als Kind hat er geschrieben und ab dem Abi saß der Wunsch in seinem Kopf fest. Das erste Buch hat er als Student geschrieben, dieses ist aber nicht veröffentlicht worden. Mit der Zeit kamen immer mehr Ideen zusammen und man traut sich auch diese in den Geschichten zu verbinden. Meist kommen ihm gute Ideen beim Angeln.
Das Schönste am Schreiben ist der Flow, wenn man mit seinen Figuren und Geschichten im stillen Kämmerlein sitzt, und diese Gestalt annehmen. Da seine Handlungen immer recht komplex sind, kam die Frage auf wie er Fehler vermeidet. Moors Tipps:
- Charts für die Biographien der Figuren
- Handlungsübersichten, in denen Uhrzeiten, Jahreszeiten und ähnliches vermerkt sind
- Aufmerksame Probeleser wie seine Frau (die erste Qualitätskontrolle, wenn es ihr nicht gefällt, geht´s nicht weiter), Literaturagentin, Lektorat und Korrektor