Zum bereits 16. Mal fand in Konstanz die Veranstaltung „Literatur in den Häusern“ statt. Hierbei stellen Privatleute ihre Privaträume für Lesungen zur Verfügung. So ist es möglich das Ensemble des Stadttheaters Konstanz abseits der Bühne zu erleben. Gemeinsam mit zwei Freundinnen war ich bei der Lesung von Ingo Putz, dem Leiter des Jungen Theaters, der sich den Text „Ensel und Krete“ von Walter Moers ausgesucht hatte. Da ich gerade dabei bin „Die Stadt der träumenden Bücher“ zu beenden und „Ensel und Krete“ als Hörbuch höre, war ich natürlich sehr neugierig.
In einer mittelalterlichen Stube mitten in der Altstadt empfing die Hausherrin ihre Gäste mit Schnittchen, Pralinen und Getränken. Insgesamt 18 Personen folgten gut gestärkt den Abenteuern des Geschwisterpaares Ensel und Krete im Wald der Buntbären. Die beiden Kinder verlaufen sich im großen Wald, nachdem sie verbotenerweise die Wege verlassen haben, und treffen beim Versuch wieder herauszufinden auf die unterschiedlichsten und seltsamsten Kreaturen.
Ingo Putz gab jeder Figur eine eigene Stimme und hauchte ihnen Leben ein, sodass man den mittelalterlichen Raum verließ und sich mit den beiden Kindern im Wald auf eine abenteuerliche Reise begab. Da die Texte von Walter Moers immer sehr dicht sind, hörte man hier eine stark gekürzte Fassung, was aber der Begeisterung der Zuhörer keinen Abbruch tat und den einen oder anderen sicher dazu veranlasste das Buch komplett zu lesen.
Als Zugabe las Ingo Putz die neunte Mythenmetzsche Abschweifung vor, in der Hildegunst von Mythenmetz, der Autor des Märchens um Ensel und Krete, mit bösartigen Literaturkritikern abrechnet. Jeder, der im Kultur- und Kunstbereich unterwegs ist oder sich dafür interessiert, fühlt sich bei diesem Textabschnitt verstanden und aufgerüttelt. Denn Mythenmetz trifft hier den Nagel auf den Kopf.
Die Veranstaltung „Literatur in den Häusern“ ist eine wirklich gelungene Art Lesungen im privaten Bereich zu erleben. Nur schade, dass alle Lesungen zur gleichen Zeit starten, es hätte noch so viele andere Bücher gegeben, die ich mir auch gerne von Mitgliedern des Theaterensembles vorlesen lassen wollte…
Ich hoffe sehr, dass es nächstes Jahr wieder „Literatur in den Häusern“ gibt und bin schon gespannt auf die Auswahl der Geschichten.