Wenn man vom 5. Mai bis 15. Juli 2018 durch Konstanz läuft, fällt einem am Konzilsgebäude eine große Installation auf, die die gesamte Eingangsseite des Gebäudes einnimmt. Dort sind in einer Fotocollage verschiedene Marien- und Christusdarstellungen zu sehen. Sie stammen aus unterschiedlichen zeitlichen und künstlerischen Epochen. Die Figuren sind wie auf einem Klassenfoto aufgereiht. Wenn es dunkel ist, fällt einem noch eine weitere Installation auf: die südliche Plattform des Münsterturms und Teile der Turmfassade werden in buntes, teilweise wechselndes Licht getaucht. Was soll das alles?, wird sich der eine oder die andere fragen. Ganz einfach: Das ist Kunst! Kunst im öffentlichen Raum und Teil der Ausstellung „Stillleben“ des Künstlers Benjamin Bergmann (*1968), die der Kunstverein Konstanz zeigt. Beide Installationen im Stadtraum sind Teil des Konziljubiläums, mit dem die Stadt Konstanz dieses Jahr noch an die Zeit des Konstanzer Konzils 1414-1418 erinnert. An zwei der wichtigsten Originalschauplätzen des Konzils (Münster und Konzilsgebäude) nehmen die Installationen Bezug auf dieses Ereignis und unserem Verständnis von Geschichte bzw. von dem was und wie wir erinnern.
Die freie Kuratorin und Kunstwissenschaftlerin Eva Fritz stellte in der Vernissage am 4.Mai den Künstler und die Kunstwerke vor. In den Räumen des Kunstvereins sind dabei insgesamt 11 Objekte zu sehen. Eine Wimpelkette aus Keramik und Stahl windet sich an der Decke des Eingangsflurs, darunter sind Armleuchter zu finden. Im ersten Hauptraum kann man ein Tafelbild aus Bronze sehen, das keine Motive zeigt, sondern wo das Material und die Oberflächenbearbeitung die Motive sind. Die raumgreifende Beton-Stahl-Konstruktion „Redentore“ fand ich besonders spannend. Jeder kennt diese Papplampignons, die man bei Grillfesten in die Bäume hängt. Von weitem sehen die Lampignons hier auch so aus, erst bei näherem Hinsehen erkennt man, dass sie hier aus Beton gegossen sind. Die Bewegung, die Leichtigkeit ist hier also eingefangen und für immer zum Stillstand gefangen. Außerdem nimmt das Werk noch Bezug auf das jährliche Fest in Venedig, bei dem die Stadt an die längste Pestwelle im 16. Jahrhundert erinnert.
Bei „schwarzer Mond“ wird jeden Tag ein schwarzer Luftballon mit Helium gefüllt, der sich im Raum frei bewegen darf. Abends wird er dann in die Nachtluft entlassen.
Bei „König Ludwig“ wird Bezug genommen auf Feuerwerkskörper, die quasi in der Vitrine gefangen sind. Vitrinen sollen normalerweise Kunstwerke schützen, doch Feuerwerk ist eine flüchtige Kunst und so können nur die Hinterlassenschaften in der Vitrine eingefangen werden. Das „Goldene Regal“ ist leer und lässt den Betrachter darüber nachdenken, was es wohl mal beinhaltet hat und was heute fehlt. Im kleineren Nebenraum zeigt „Movimento“ sich bewegendes Licht.
Benjamin Bergmann machte zuerst eine Ausbildung zum Holzbildhauer und studierte dann in München Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste. Seit 2002 sind seine Arbeiten in verschiedenen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen, auch ist er in privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten.
Die Ausstellung in Konstanz ist noch bis 15. Juli 2018 zu sehen.