Welche Bedeutung hat „Aha“?
AHA – drei Buchstaben, die uns 2020 begleitet haben und auch 2021 noch unser Leben bestimmen werden. Abstand halten – Hygienemaßnahmen einhalten – Alltagsmaske tragen. Aber es dieser Artikel handelt nicht von Corona.
Für KunsthistorikerInnen hat „Aha“ eine andere Bedeutung. Dazu begeben wir uns ins 18. Jahrhundert und an die frische Luft, wir machen einen Spaziergang durch den Garten.
Kleine Gartengestaltungsgeschichte
Bevor wir zu den Ahas kommen, schauen wir uns ein bisschen in den Gärten um. Erstmal ist jeder künstliche Eingriff in eine Freifläche oder einen Garten eine Art der Gartengestaltung. Das Aussehen des Gartens kann durch Aufschüttungen oder Planierungen verändert werden. Aber genauso durch Wasserwege, die sich durch die Blumen- und Rasenflächen schlängeln. Oder durch das Aufstellen von Bildwerken oder Architekturelementen, die die Flächen schmücken.
Auf der einen Seite werden Gärten mit genau ausgerechneten Flächen angelegt, die geometrischen Formen folgen. Auf der anderen Seite gibt es Anlagen, die der Natur nachgebildet sind und unstrukturiert aussehen, es aber selbstverständlich nicht sind.
Schon aus der Antike sind prächtig angelegte Gartenanlagen, z. B. bei den alten Ägyptern, den Griechen und Römern, überliefert. Meist stehen diese Gärten in Zusammenhang mit kultischen Vorstellungen um Tempel oder sind Teil der Landvillen. Sehr bekannt sind die legendären „hängenden Gärten der Semiramis“, die zu den sieben antiken Weltwundern gehörten.
Doch wir gehen heute nicht ganz so weit in die Geschichte zurück, sondern „nur“ bis ins Frankreich des 17. Jahrhunderts bzw. ins England des 18. Jahrhunderts.
Der „französische“ Garten
In Frankreich entwickelte sich im 17. Jahrhundert unter Rückgriff auf italienische Renaissance-Vorbilder, der sogenannte „französische“ Garten. Das ist der Barockgarten oder Barockpark, den wir heute häufig im Kopf haben, wenn wir von Schlossgärten sprechen. Es handelt sich hierbei um die akkurat angelegten Gärten rund um das Prunkschloss. Eine zentrale Allee führt auf das Schloss zu, das der Mittelpunkt des gesamten Designs ist. Weitere Wege sind strahlenförmig auf das Schloss hin ausgerichtet. Diese Routen sind mit streng geometrisch gepflanzten und geschnittenen Bäumen und Hecken versehen. Hinzu kommen Wasserkanäle, Brunnen oder Statuen, die das Gesamtkunstwerk ergänzen. Eins der bekanntesten Beispiele ist der von André Le Notre geschaffene Park rund um Schloss Versailles oder der Park von Schloss Schönbrunn, der von einem Schüler Le Notres entworfen wurde.
Der „englische“ Garten
Anfang des 18. Jahrhunderts setzte sich in England die Auffassung durch, dass eine Gartenanlage freier gestaltet sein sollte. Man wollte, dass der Garten naturnäher aussehen sollte. So als ob er genau so gewachsen sei und man eigentlich nicht eingegriffen hatte. Selbstverständlich sind auch diese sogenannten „englischen“ Gärten vollständig durchgeplant.
Der Trick ist, sie so aussehen zu lassen, als ob sie naturbelassen wären. Die Landschaftsgärtner schufen große Parkanlagen mit weiten Rasenflächen. In diesen schlängeln sich Wasserläufe, Hügel erheben sich und Baumgruppen erscheinen möglichst unberührt. Geschwungene Wege führen den Spazierenden durch diese kleinen Paradiese.
Und was ist nun ein Aha?
Kommen wir zu den Ahas. In diese „natürlichen“ Gärten setzte man Tempelchen, künstliche Ruinen, Pavillons, Mauern und andere Objekte. Und diese Objekte nennt man Aha, oder auch Ha-Ha. Es handelt sich hierbei um die spontanen Ausrufe der Spazierenden, wenn sie zufällig ein solches Stück entdeckten. Im Englischen sagten die Leute „ha-ha!“ als sie es erblickten, im Deutschen eher „Aha“, beide Begriffe sind für diese Denkmäler und Bauten möglich.
Teilweise waren in England solche Parks als „Erlebnisparks“ geplant, aus künstlichen Vulkanen sollte Rauch quellen, in Ruinen wilde Tiere leben und bei idyllischen Szenerien Flötenspiel erklingen. Diese Pläne wurden zwar nicht umgesetzt, es sind aber Zeitungsanzeigen erhalten, in denen Garteneremiten gesucht wurden. Bei freier Kost und Logis sollten Männer in den Gärten leben, und um möglichst authentisch zu sein, durften sie sich die Haare und Nägel nicht schneiden lassen. Wenn man sich das überlegt, kann man froh sein, dass diese Pläne nicht umgesetzt wurden.
Ein Aha ist also ein Mittel zur Gartengestaltung, das meistens aus der Entfernung nicht oder nur undeutlich erkennbar ist, aber beim Nähertreten, dann sieht. Der Name kommt vom überraschten Ausruf, wenn man die jeweiligen Objekte entdeckt. Die Begriffe „Aha“ und „Ha-Ha“ sind Synonyme. Bei Ahas handelt es sich um Mauern, Senken und ähnliche Gestaltungsmotive, aber auch um kleine Tempel, Haine, Baumgruppen und Ähnlichem. Zum ersten Mal beschrieben wurden Mauern und Senken als Gestaltungsmittel in der Publikation „La théorie et la pratique du jardinage“ von Antoine-Joseph Dezallier d´Argenville, einem französischen Gelehrten und Verfasser von wissenschaftlichen Schriften. Das Werk wurde Anfang des 18. Jahrhunderts verfasst und schnell ins Englische und Deutsche übersetzt.