Wenn du auf Reisen bist und gotische Kirchen und Gebäude besichtigst oder Gebäudeteile siehst, an denen gotische Fenster oder Türen eingebaut wurden, dann hast du vermutlich schon einen Wimperg gesehen. Vermutlich ohne dir wirklich Gedanken über das Aussehen zu machen, denn der Wimperg sieht aus wie ein Teil des Fensters oder Tür. Da Kunst- und BauhistorikerInnen jedoch gerne für alles einen eigenen Begriff brauchen, gibt es eben den Wimperg als eigenständige Bezeichnung.
Was ist also ein Wimperg?
Ganz einfach: Es ist ein Giebel über einem Portal oder einem Fenster, der dort aber nur zur Zierde sitzt. In der Gotik strebten die Baumeister mit ihren Bauten in die Höhe. Sowohl mit dem Gebäude an sich, als auch mit den einzelnen Bauformen wie Türen und Fenster. Und auch wenn die Fenster höher und länger wurden im Vergleich zur Romanik, konnte man die Fenster und Türen natürlich nicht beliebig verlängern. Erstens sieht das irgendwann ein bisschen doof aus und außerdem hat man das Problem mit der Stabilität. Was macht man also? Man verlängert optisch die Bauteile, indem man oben einfache einen spitzen Giebel über den Spitzbogen legt. So wird alles ein bisschen gestreckt (wie wenn man High Heels anzieht, um die Beine optisch zu strecken).
Aber nur einen Giebel oben drüber setzen, ist ja wieder um ein bisschen langweilig. Also kam man auf die Idee, dass man diesen Giebel ja auch noch lustig verzieren kann. Je nachdem wo der Wimperg angebracht ist, kann er auch Gesimse und Galerien durchbrechen.
In der Spätgotik war der Wimperg dann nicht mehr so en vogue und verschwindet immer mehr.
Verzierungen des Wimpergs
Die Flanken des Giebels besetzten die Künstler mit sogenannten Krabben. Das sind kleine Bögen, die man rechts und links aufsetzt. Auf die Spitze kommt eine Giebelblume, die meist in Form eines Kreuzes geschaffen wurde, wir sind in der Regel ja im kirchlichen Umfeld unterwegs.
Rechts und links können auch noch Fialen aufragen, das sind einfach so ne Art verzierte Stange, die zusätzlich nochmal auf den Wimperg hinweisen und diesen einrahmen.
Die Fläche, die sich zwischen den Giebelflanken ergibt, kann mit Blendmaßwerk oder sonstigen Verzierungen wie Figuren geschmückt werden. Natürlich kann dieser Schmuck auch filigran-durchbrochen geschaffen werden.