Was ist eigentlich eine Säule? Eigentlich eine doofe Frage, oder? Jeder kennt ja schließlich Säulen. Doch es gibt ganz viele unterschiedliche Säulenformen. Zuerst einmal ist im Steinbau eine Säule eine senkrechte Stütze mit kreisförmigem Grundriss. Damit ist aus bau- und kunsthistorische Sicht jede Stütze, die keinen kreisförmigen Grundriss hat keine Säule, auch wenn vielfach einfach alles Stützen als Säulen bezeichnet werden. Im Fachwerkbau kann das senkrecht versetzte Stück Holz auch manchmal Säule genannt werden, wobei Ständer oder Pfosten da geläufiger ist. 

antike Säulenreste in neues römisches Haus integriert

Wir beschränken uns aber jetzt auf die „klassische“ Säule. Diese kennen wir vor allem aus der ägyptischen, griechischen oder römischen Antike und dort besonders aus dem Tempelbau, was aber auch daran liegt, dass eben vielfach nur die Tempelbauten bis heute zumindest teilweise erhalten sind. 

In der Regel werden Säulen an den verschiedenartig gestalteten Kapitellen unterschieden. Der Säulenschaft verjüngt sich normalerweise nach obenhin und hat häufig eine Entasis, das ist eine Art Ausbauchung der Säule auf ungefähr der Hälfte des Schaftes. Antike Säulen haben kannelierte Schäfte, Kanelluren sind die feinen senkrechten Rillen im Schaft. Säulen tragen bei Tempeln den Architrav beziehungsweise das Dach, in Kirchen haben sie ebenfalls tragende Funktion.

Säulen sind zum Beispiel Teile eines Bauwerks, eines Hauses, Tempels oder einer Kirche. Sie können aber auf frei aufgestellt werden und zum Beispiel Votivgaben oder Figuren tragen. Auch können sie als völlig eigenständiges Monument geschaffen sein. 

Halbsäule an der Fassade des Petersdoms in Rom

Halbsäule an der Fassade des Petersdoms in Rom

Meist ist eine Säule freistehend, sie kann aber auch einer Wand vorgelagert sein, dann jedoch meist als Halb – oder Dreiviertelsäule, die direkt mit der Wand verbunden ist. Auch gibt es Säulengruppen.

schematische Zeichnung einer Säule mit Kapitell, Schaft und Basis

Aus welchen Teilen besteht eine Säule?

Ganz einfach gesagt: aus drei Teilen. 

Der unterste Teil heißt Basis und besteht aus einer Platte, deren Fachbegriff „Plinthe“ ist, und mehreren Wülsten und Kehlen. 

Darauf steht der Säulenschaft, also das, was wir normalerweise mit „Säule“ in Verbindung bringen. Der Schaft kann aus einem Stück bestehen, dann haben wir eine Monolith-Säule oder er ist aus mehreren Stücken, den Trommeln, zusammengesetzt. Bei manchen Säulen gibt es auf ungefähr der halben Höhe des Schafts noch eine ringförmige Betonung, das ist aber eine Spielart. 

Den Abschluss bildet das Kapitell, das entweder sehr schlicht ist oder verziert. Bei den klassisch-antiken Säulen gibt es Vorgaben wie die Kapitelle auszusehen haben, heute ist man da ziemlich frei.

 

Marc-Aurel-Säule in Rom

Marc-Aurel-Säule in Rom

Säulenordnungen, Interkolumnium und Joch

Vermutlich habt ihr auch schon mal von den Säulenordnungen gehört. Das sind die klassischen antiken Säulen. Es gibt die dorische, ionische und korinthische Säule, die wie die Namen sagen ursprünglich aus Griechenland stammen. Die Römer haben diese übernommen und um die toskanische Ordnung erweitert, das ist quasi die Freestyle-Variante der Römer. 

Bei der dorischen Ordnung haben wir eine Säule mit kanneliertem Säulenschaft, bei der es keine Basis gibt. Das Kapitell ist relativ schlicht und hat eine Wulst als Verbindung zwischen Schaft und Kapitell. Auf dem Kapitell gibt es eine Abdeckplatte.

Die ionische Ordnung hat ebenfalls einen kannelierten Schaft, besitzt aber eine Basis aus einer Plinthe und einer Wulst-Kehle-Wulst-Konstruktion. Das Kapitell hat Voluten, das sind die auffälligsten Motive der ionischen Säule. 

Bei der korinthischen Ordnung wollte man ein noch ausgefalleneres Kapitell und schuf das Kapitell aus Akanthusblättern. In zwei Reihen sind jeweils vier Akanthusblätter um das Kapitell angeordnet. 

Die toskanische Ordnung ist der dorischen Säule sehr ähnlich, meistens hat der Schaft jedoch keine Kanneluren, dafür aber eine Basis. 

schematische Skizze eines Interkolumniums

Interkolumnium

Zwei Begriffe tauchen im Zusammenhang mit den Säulen noch auf, die ich kurz erwähnen möchte: Interkolumnium und Joch. Das Interkolumium ist quasi die „Leere“ zwischen zwei Säulen. Das Joch ist der Abstand zwischen zwei Säulenreihen, also zwischen vier einzelnen Säulen und meist mit einem Gewölbe geschlossen. 

schematische Skizze eines Jochs

Joch